Die besten Faustballer der Welt

Die besten Faustballer der Welt

Faustball Widnau gewinnt nach zwei Siegen gegen Porto Alegre (4:0 und 4:2) als erstes Schweizer Team den Weltpokal. Der Schlüssel zum Gewinn der weltweit wichtigsten Trophäe im Vereins-Faustball waren zwei Weltklasseleistungen von Anschläger Cyrill «Fausto» Schreiber.

PORTO ALEGRE/WIDNAU. «Cool dooown – and celebrate», gab Trainer Kurt Sieber im Platzinterview nach dem zweiten Sieg als nächsten Programmpunkt heraus. Zuvor hatte der frühere Brasilien-Söldner Cyrill Schreiber auf Portugiesisch seiner Familie, Widnau und der ganzen Welt gedankt.

Am Ziel aller Träume

Die Euphorie bei Faustball Widnau – das von knapp 50 Fans nach Südbrasilien begleitet wurde – war grenzenlos. Drei Jahre hatte Trainer Kurt Sieber mit Fausto & Co. auf dieses Ziel hingearbeitet. Spätestens nach dem Europacup-Sieg im Sommer 2014, der die Qualifikation für den Weltpokal-Final bedeutete, gab es bei Faustball Widnau kein anderes Thema mehr. Die ganze Feldsaison 2015 stand im Zeichen dieser zwei Spiele gegen Sogipa Porto Alegre, den Schweizer Meistertitel sowie den Cup fuhr Widnau im Vorbeigehen ein.

Schon einmal hatte Widnau um den Weltpokal spielen können, war vor sechs Jahren aber an Porto Alegre gescheitert. Schreiber zog nach Brasilien, gewann den Pokal zweimal mit Novo Hamburgo. Den ersten Titel von 2010 haben «Fausto» und sein Schwager Juliano Fontoura auf ihre Oberarme tätowiert. Das Duo ist 2012 zu Widnau gewechselt, um Grund für ein zweites Tattoo zu haben.

Vor den Finalspielen in Porto Alegre galt Widnau nicht als chancenlos, aber auch nicht als Favorit. Die Brasilianer sind mit elf Titeln Weltpokal-Rekordsieger, und noch nie hat ein Schweizer Vertreter diesen seit 1986 vergebenen Pokal gewonnen. Umso verblüffender war es, mit welcher Dominanz Widnau das erste Spiel bestritt.

Bei 6:5 im Startsatz gingen die Widnauer erstmals in Führung. Fausto schlug allein im ersten Satz vier Asse, sein Gegenpart Rodrigo Sprandel produzierte dagegen zwei Servicefehler. Es gelang den Brasilianern fast nie, bei Faustos Anschlägen zu punkten. Bei dieser stupenden Sicherheit des Widnauer Schlagmanns waren schnelle 6:2-Führungen im zweiten und dritten Satz bereits entscheidend. Nur im vierten Durchgang hatte Widnau etwas mehr Mühe. Porto Alegre ging mit 9:7 erstmals seit den Startminuten in Führung, aber mit vier Punkten in Serie sicherte sich Widnau den ersten Sieg. Den letzten Zähler gab Rodrigo Sprandel, der zwischendurch am Schlag abgelöst worden war, mit einem weiteren Servicefehler. Damit war der Weltpokal aber noch nicht gewonnen, der Sieg im ersten Match war noch nicht mal die halbe Miete: Um den begehrten Titel zu holen, war auch im zweiten Spiel ein Sieg gefordert. Und es sah zu Beginn nicht danach aus.

Porto Alegre gelang es nun, die Ballwechsel nach Schreibers Anschlägen länger zu gestalten. Die Widnauer wirkten nervös, sie verloren den Startsatz 9:11. Den zweiten Satz gewannen die Schweizer zwar, aber ihr Nervenkostüm blieb angespannt: Nachdem sich Fausto auf einen Disput mit den Gegenspielern einliess, wurde er von den Heim-Fans fortan ausgebuht – was ihn vorerst sichtlich irritierte. Zwei Servicefehler und ein mit 6:11 verlorener Satz waren die Folge.

Faustos Ass zum 8:6 im 5. Satz

Auch im vierten Durchgang lag Widnau mit 5:8 zurück. Mit drei Punkten in Serie glich es aber aus und glich mit 11:9-Punkten zum 2:2 nach Sätzen aus. Im fünften Satz schien sich Widnau abzusetzen, aber Porto Alegre kam nochmals heran. Für Fausto offenbar höchste Zeit, wieder einen Reizpunkt zu setzen: Nach einem Entscheid gegen Widnau diskutierte er mit dem Schiedsrichter – und schlug beim nächsten Anschlag ein Ass zum 8:6. Damit war der Bann gebrochen, im sechsten und schliesslich letzten Satz war Widnau wieder so überlegen wie im ersten Spiel – die Brasilianer glaubten offensichtlich nicht mehr an die Wende.

Nach einem nervenaufreibenden Duell konnte Widnau seinen ersten Matchball zum Sieg des Weltpokals verwerten.

1. Spiel: Sogipa Porto Alegre – Faustball Widnau 0:4 (8:11, 6:11, 6:11, 9:11).

2. Spiel: Porto Alegre – Widnau 2:4 (11:9, 8:11, 11:6, 9:11, 8:11, 5:11).

Widnau: Cyrill «Fausto» Schreiber, Juliano Fontoura, Mario Kohler, Mark Hüttig (Captain), Kevin Kohler. Trainer: Kurt Sieber.

Schreib einen Kommentar